Reisenburg-Tagung 2011

Geschäftsmodelle der Zukunft – Chancen in einem sich ändernden Umfeld

Schloss Reisensburg, 29./30.09.2011

  • Thomas Happel: Die Aufsicht der Zukunft
  • Dr. Roland Folz: Strategische Ziele und Herausforderungen durch die Übernahme der Postbank
  • Jens Hagemann: Zukunft des Vertriebs – Vertrieb der Zukunft
  • Oliver Behrens: Business as usual? – Ändert die Investmentbranche ihr Geschäftsmodell?
  • Axel Strotbek: Die deutsche Automobilindustrie im Umbruch
  • Dr. Jan Martin Wicke: Das Geschäftsmodell der deutschen Lebensversicherung auf dem Prüfstand

Zusammenfassung

Am 29. und 30. September 2011 diskutierten im Wissenschaftszentrum Schloss Reisensburg führende Vertreter aus der Finanzdienstleistungsbranche auf der Herbst-Tagung des Instituts für Finanz- und Aktuarwissenschaften (ifa) und der Universität Ulm über Geschäftsmodelle der Zukunft. Dabei bildete die branchenspezifische Perspektive von Versicherungen, Banken und Kapitalanlagegesellschaften den Schwerpunkt der Vorträge und der Diskussionen. Aber auch Referate aus der Perspektive der Versicherungs- und Banken-Aufsicht und aus der Automobilindustrie eröffneten interessante Denkanstöße mit Blick auf ein sich stark änderndes Umfeld in Zeiten von Banken- und Staatschuldenkrisen.

Thomas Happel, Abteilungspräsident des Bereichs Bankenaufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, sprach in seinem Vortrag über „Die Aufsicht der Zukunft“. Er betonte dabei die zentrale Bedeutung einer gesamtwirtschaftlichen Betrachtungsweise bei der Aufsicht von Banken und Versicherungsgesellschaften und erläuterte unter anderem, inwiefern sogenannte Risikolisten die Aufseher beim Finden, Einschätzen und Managen von Risiken unterstützen können. Außerdem erläuterte Thomas Happel in seinem Vortrag den Wandel im „Geschäftsmodell der Aufsicht“ hin zu einer „präventiven Aufsicht“. Insbesondere diskutierte er Aspekte von Corporate Governance, Stresstests und Risikotragfähigkeitskonzepten – stets auch mit Blick auf systemrelevante Institutionen.

Im zweiten Referat der Tagung präsentierte Dr. Roland Folz, Vorstand und Chief Financial Officer der Deutsche Bank Privat- und Geschäftskunden AG, strategische Ziele und Herausforderungen der Deutschen Bank durch die Übernahme der Postbank. Das integrierte Geschäftsmodell im Privatkunden-Segment ermöglicht der Deutschen Bank zukünftig mit zwei unterschiedlichen Marken die verschiedenen Kundenbedürfnisse im Markt anzusprechen. Gleichzeitig, so Dr. Folz, nutzt die Deutsche Bank Größenvorteile durch den Erwerb der Postbank.

Auch das Umfeld des Vertriebes von Versicherungs- und Bankprodukten steht vor Veränderungen: Jens Hagemann, Vorstandssprecher und Mitbegründer der V-Bank AG, gab Einblicke in die Zukunft des Vertriebes und stellte einen möglichen „Vertrieb der Zukunft“ vor. Sein Vortrag fokussierte insbesondere die Rolle unabhängiger Vermögensverwalter und den Umgang mit den zahlreichen neuen gesetzlichen Anforderungen im Zusammenhang mit der Beratung und Betreuung von Kunden.

Als Vertreter der Investmentbranche sprach Frank Hagenstein, Geschäftsführer der Deka Investment GmbH, über das Thema „Business as usual? – Ändert die Investmentbranche ihr Geschäftsmodell?“. In seinem Vortrag erläuterte er das Geschäftsmodell der DekaBank im Kontext der Geschäftsmodelle aller großen Kapitalanlagegesellschaften. Er legte dar, inwiefern die Orientierung an Kundenwünschen und -interessen, sowie die Berücksichtigung von regulatorischen Veränderungen das Geschäftsmodell der Bank beeinflussen.

Einen völlig neuen Blickwinkel auf das zentrale Thema der Tagung ergab sich durch den Vortrag von Axel Strotbek. Der Finanz- und Organisations-Vorstand der AUDI AG zeigte die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen durch die Umbrüche in der Automobilindustrie. Auch in der Automobilindustrie sind zukünftig die Kundenbedürfnisse von noch stärkerer Bedeutung. Axel Strotbek begründete in seinem Vortrag einen möglichen Wertewandel der AUDI-Kunden durch das Entstehen von Großstädten mit mehreren Millionen Einwohnern, durch die Veränderung des Stadt-Land-Bevölkerungsverhältnisses und durch den demographischen Wandel. Eine weitere wichtige Herausforderung für die Geschäftsmodelle der Automobilbranche stellt der Umgang mit neuen Technologien und mit dem Klimawandel dar.

Den Einfluss der Demographie auf die Lebensversicherung diskutierte Dr. Jan Martin Wicke, Chief Financial Officier und Mitglied des Vorstands der Wüstenrot & Württembergische AG, in seiner Präsentation, in der er über das Geschäftsmodell der deutschen Lebensversicherung referierte. Die deutschen Lebensversicherer stehen vor Herausforderungen bei der Kapitalanlagepolitik und der Produktgestaltung. Neue Geschäftsmodelle können sich an neuen Garantiekonzepten orientieren, bei denen Garantien befristet oder dynamisch zugesagt werden. Seiner Einschätzung nach befindet sich das Geschäftsmodell der deutschen Lebensversicherung vor einem fundamentalen Wandel.

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