Der Krankenversicherung kommt durch die finanzielle Absicherung von Krankheitsrisiken in einer Volkswirtschaft eine bedeutsame Rolle zu. In Deutschland stellt dabei die private Krankenversicherung (PKV) neben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) einen wesentlichen Eckpfeiler zur Finanzierung der Gesundheitskosten dar. Staatliche wie auch privatwirtschaftlich organisierte Sicherungssysteme sehen sich dabei aufgrund der demographischen Entwicklung vor großen Herausforderungen: Einerseits eine höhere Lebenserwartung und andererseits eine geringere Fertilität führen zu einer alternden und gleichzeitig schrumpfenden Bevölkerung. Gleichzeitig steigen die Ausgaben im Gesundheitswesen bedingt durch neue Behandlungsverfahren und innovative, kostenintensive Medikamente.
Das deutsche kapitalgedeckte, private Krankenversicherungssystem versucht den Herausforderungen durch die demographische Entwicklung zu begegnen: Charakteristisch sind langfristige Versicherungsverträge verbunden mit einem individuellen Sparprozess in jungen Jahren zur Finanzierung der Leistungen im Alter. Dieser Spar- und Entsparprozess ist sehr nah am Geschäftsmodell eines Lebensversicherers, weshalb die PKV in Deutschland auch „nach Art der Lebensversicherung“ betrieben wird. Ähnlich einem Lebensversicherungsunternehmen sehen sich Unternehmen der privaten Krankenversicherung folglich mit finanzwirtschaftlichen wie auch biometrischen Risiken konfrontiert. Dem finanzwirtschaftlichen Risiko kommt dabei vor dem Hintergrund des seit einigen Jahren sehr niedrigen Zinsniveaus eine übergeordnete Bedeutung zu, da der in der deutschen PKV übliche Rechnungszins von 3,5% unter Umständen nicht mehr durch risikolose Anlage erzielt werden kann. Zusätzlich – und im Unterschied zur Lebensversicherung – besteht aber in der privaten Krankenversicherung ein erhebliches weiteres Risiko aus der Entwicklung zukünftiger Gesundheitskosten. Darüber hinaus müssen Aspekte wie das Kundenverhalten und die Auswirkungen von Antiselektion und Moral Hazard in eine Analyse integriert werden.
Das Ziel unserer Forschungsarbeit ist die auf einer marktkonsistenten Methodik basierende Bewertung eines privaten Krankenversicherungsunternehmens. Dabei müssen insbesondere die drei wesentlichen Risiken eines privaten Krankenversicherungsunternehmens modelliert und analysiert werden: a) das finanzwirtschaftliche Risiko aus der Kapitalanlage, b) das biometrische Risiko aus der Demographie und c) das Kostenrisiko aus der Entwicklung der Gesundheitsausgaben. Das Thema der Risikomodellierung hat dabei auch vor dem Hintergrund neuer regulatorischer Rahmenbedingungen (Solvency II) und der anstehenden internationalen Vereinheitlichung von Rechnungslegungsvorschriften (IFRS 4) eine hohe aktuelle Relevanz.
Market-Consistent Valuation of Long-Term Insurance Contracts – Valuation Framework and Application to German Private Health Insurance Jan-Philipp Schmidt, 2014, European Actuarial Journal, 4(1): 125–153 (DOI) |
Market Consistent Embedded Value in der privaten Krankenversicherung Jan-Philipp Schmidt, 2012, Zeitschrift für die gesamte Versicherungswissenschaft, 101(2): 223–253 (DOI) |
Marktkonsistente Bewertung in der Privaten Krankenversicherung Stefan Graf, Joachim Pricking, Jan-Philipp Schmidt und Hans-Joachim Zwiesler, 2012, Versicherungswirtschaft, 67(14): 1064–1066 |
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