Reisenburg-Tagung 2014

Zwischen Kostendruck und alternativen Anbietern – Bedrohung oder Chance für die Finanzdienstleister?

Schloss Reisensburg, 25./26.09.2014

  • Ottmar Bloching: Alternative Anbieter von Bezahlverfahren – Katalysatoren für ein Umdenken bei Banken?
  • Frank Breiting: Sind Finanzdienstleistungsprodukte zu teuer?
  • Lutz Richter: Zwischen Kostendruck und Internet – wie wird der Vertrieb von Finanzdienstleistungen morgen funktionieren?
  • Dr. Markus Rieß: Zwischen Kostendruck und Internet – die Versicherung auf dem Weg in die digitalisierte Welt
  • Dr. Lars Friedrich: Braucht Europa noch Banken, die einfach so weitermachen?
  • Lutz Kohler: Gedanken zur Zukunft der Finanzdienstleistung

Zusammenfassung

Am 25. und 26. September 2014 diskutierten im Wissenschaftszentrum Schloss Reisensburg führende Vertreter aus der Finanzdienstleistungsbranche auf der Herbst-Tagung des Instituts für Finanz- und Aktuarwissenschaften (ifa) und der Universität Ulm über Finanzdienstleistungen zwischen Kostendruck und alternativen Anbietern. Dabei bildete die branchenspezifische Perspektive von Versicherungen, Banken, Kapitalanlage­gesellschaften und Vertrieben den Schwerpunkt der Vorträge und der Diskussionen. Aber auch ein Referat aus der Perspektive von Google eröffnete interessante Denkanstöße mit Blick auf ein sich stark änderndes Umfeld in Zeiten des digitalen Wandels.

Ottmar Bloching, General Manager Deutschland von Visa Europe, referierte über alternative Anbieter von Bezahlverfahren. Vor dem Hintergrund neuer Ertrags­möglichkeiten im Zahlungsverkehr erläuterte er verschiedene Katalysatoren die zu einem Umdenken bei Banken geführt haben. Ausgehend von der aktuellen Situation bei traditionellen Zahlungsdienstleister skizzierte er die Logik der alternativen Anbieter. Anschließend wurden am Beispiel Zahlungsverkehr mögliche Lösungsansätze und Strategien für das Ökosystem der Banken beleuchtet.

Im zweiten Referat der Tagung diskutierte Frank Breiting, Leiter private Altersvorsorge & Retailvertrieb Versicherungen, Deutsche Asset & Wealth Management (ehemals DWS) über die Frage „Sind Finanzdienstleistungsprodukte zu teuer (insbesondere bei DEN Zinsen?)“. Da sowohl die öffentliche Meinung als auch die Maßnahmen der Politik stark in Richtung „zu teuer“ tendieren, erörterte Herr Breitling verschiedene Möglichkeiten, wie die Kostenbelastung bei bestehenden/neuen Versicherungsprodukten reduziert werden kann.

Lutz Richter, Vorstand der OVB Vermögensberatung AG referierte über die Frage „Wie wird der Vertrieb von Finanzdienstleistungen morgen funktionieren?“. Finanzvertriebe stehen derzeit durch die zunehmende Regulierung und das Marktumfeld verstärkt im Spannungsfeld zwischen Kostensenkung und Umsatzsteigerung. Das Internet bietet in diesem Zusammenhang großes Potential und viele Chancen, aber auch Risiken und Gefahren. Herr Richter zeigte auf, dass Finanzvertriebe deshalb dem Thema Internet einen höheren Stellenwert in der der Organisation geben müssen. Sein Fazit: Insbesondere große Anbieter haben hier gute Chancen, wenn sie die Herausforderungen aktiv anpacken.

Dr. Markus Rieß, Vorstandsvorsitzender der Allianz Deutschland AG erläuterte die Strategie der Allianz auf dem Weg in die digitalisierte Welt. Er beschrieb, wie das Internet als Katalysator das Kundenverhalten so nachhaltig verändert hat, dass ein Festhalten an alten Mustern nicht mehr geboten ist. Auch wenn Service für alle Kunden nach wie vor ein Hauptkriterium bleibt, ist insbesondere die stark steigende Zahl hybrider Kunden Herausforderung und Chance zugleich. Anschließend erläuterte Dr. Rieß anhand verschiedener Beispiele, wie die Allianz zukünftig die verschiedenen Welten (klassisch/online) zusammenführen wird.

Dr. Lars Friedrich, Leiter Konzernstrategie, Commerzbank AG sprach über die Frage „Braucht Europa noch Banken, die einfach so weitermachen?“ Er erläuterte dabei, dass die Einnahmen von Banken durch neue Wettbewerber und den ständigen Wandel der verschiedenen Ökosysteme unter Druck geraten. Andererseits wächst der Bereich e-Commerce stetig und immer neue Teilnehmer drängen auf diesen Markt. Aber die eigentliche Herausforderung liegt nicht in neuen Technologien, sondern beim nachhaltigen Aufbau von Vertrauen. Durch neue Konzepte und innovativer Ideen versucht die Commerzbank, gerade auf diesem Weg Mehrwert zu generieren.

Gedanken zur Zukunft der Finanzdienstleistung machte sich zum Abschluss der Tagung Lutz Kohler, Enterprise Industry Leader von Google. Entscheidend ist aus seiner Sicht der Mehrwert für den User und die Fähigkeit, Daten immer mit der neusten Technologie zu verarbeiten. Auch die Finanzdienstleister müssen sich deshalb dem veränderten Kundenverhalten noch viel schneller anpassen als bisher. Eine wesentliche strategische Konsequenz für ihn ist deshalb die konsequente strategische Ausrichtung auf die mobile Datenverarbeitung („Mobile first“).

Seit 1984 führt die Reihe der jährlichen Reisensburg-Tagungen Teilnehmer aus den obersten Führungsetagen der gesamten Finanzdienstleistungsbranche zusammen, um Grundsatzfragen und mittel- bis langfristige Entwicklungen zu diskutieren, die die gesamte Branche betreffen. Der Teilnehmerkreis wird bewusst klein gehalten. Daher ist eine Teilnahme an der Reisensburg-Tagung auch nur auf persönliche Einladung der Veranstalter möglich. Der Teilnehmerkreis beschränkt sich dadurch auf die obersten Führungskräfte der Finanzdienstleistungsbranche. Ein ganz wichtiger Aspekt der Tagung ist es, genügend Freiraum für Gedankenaustausch über Branchengrenzen hinweg und für persönliche Gespräche am Rande zu bieten.

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