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07.2015

Bestandsmanagement bei Lebensversicherern


Die anhaltende Niedrigzinsphase lässt bei Lebensversicherern die Kapitalerträge und damit den Überschuss signifikant sinken. Lebensversicherungsunternehmen müssen daher auch neue Wege in Betracht ziehen, um ausreichende Erträge zu generieren. Ein Fokus liegt dabei auf der Etablierung eines Bestandsmanagements mit dem Ziel, Profitabilität zu erhöhen sowie ggf. Risiken und Komplexität bestehender Verträge zu verringern. Insgesamt wird Bestandsmanagement bei Lebensversicherern allerdings bisher sehr uneinheitlich betrieben. Die Bandbreite reicht von gar keiner Beachtung beim Management, über die Durchführung einzelner Maßnahmen bis hin zur Etablierung einer Abteilung für Bestandsmanagement.

Bei der Einführung eines Bestandsmanagements erfolgt zunächst die Sammlung aller möglichen Maßnahmen. Dabei sind Optionen des Versicherungsunternehmens, wie z.B. Freiheitsgrade bei der Überschussdeklaration, ebenso zu berücksichtigen wie Optionen der Versicherungsnehmer, z.B. Überschusssysteme Fonds vs. Bonus, die durch Maßnahmen des Kundenmanagements gesteuert werden können. Im nächsten Schritt wird eine Bewertung der Maßnahmen (Potenzialabschätzung) durchgeführt, bei der Erträge und Aufwendungen der Maßnahmen geschätzt werden. Insbesondere geht in die Betrachtung auch eine Bewertung der Profitabilität bestehender Verträge ein. Daneben sind noch weitere Aspekte zu beachten, wie beispielsweise finanzielle Auswirkungen auf Kunden und Vermittler sowie erwartete Reputationsrisiken. Schließlich erfolgt die Umsetzung der als sinnvoll erachteten Maßnahmen zunächst auf Teilbeständen, um den Erfolg zu messen und die Maßnahme ggf. vor einer vollumfänglichen Umsetzung nachzujustieren.

Die Liste möglicher Maßnahmen scheint bei vielen Versicherern auf den ersten Blick ähnlich auszusehen. Nach unseren Erfahrungen ist die Bewertung der einzelnen Maßnahmen jedoch hochgradig unternehmensspezifisch und hängt u.a. stark von den bestehenden Tarifen, dem Bestandsführungssystem sowie den Möglichkeiten der IT ab. Auch die unternehmensspezifischen Ziele sowie die gewünschte Positionierung am Markt können einen Einfluss haben. Ein effektives Bestandsmanagement sieht damit bei jedem Lebensversicherer anders aus.

Vor dem Hintergrund, dass immer mehr Versicherer Bestandsmanagement als eine wichtige Komponente zum Management von Erträgen betrachten, beschäftigt sich auch die diesjährige Vorstandstagung auf Schloss Reisensburg bei Günzburg, die jährlich vom ifa zusammen mit der Universität Ulm veranstaltet wird, mit diesem Thema. Führungskräfte aus der gesamten Finanzdienstleistungsbranche diskutieren am 24. und 25. September zum Thema „Der Bestand – Last oder Chance?“


Weitere Informationen:

Dr. Sandra Blome
+49 (731) 20 644-240

Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften
Lise-Meitner-Str. 14
89081 Ulm

Wichtige Informationen:

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Im Zuge der Einführung der sogenannten „EU-Kleinanleger­strategie“ wird derzeit auf EU-Ebene die Frage kontrovers diskutiert, ob provisionsbasierte Beratung bei Finanzprodukten stärker reguliert oder gar verboten werden sollte. Begründet wird die Forderung eines Verbots dabei mit Ergebnissen der sogenannten Kantar-Studie. Dies ist in doppelter Hinsicht problematisch: Die in der öffentlichen Diskussion angeführten Kostenargumente können gar nicht aus der Kantar-Studie abgeleitet werden. Argumente jenseits einer reinen Kosten­betrachtung, die gegen ein Provisions­verbot sprechen, werden komplett ausgeblendet. Um eine Indikation abzuleiten, für welche Typen von Verbrauchern welche Form der Beratungsvergütung kosten­günstiger ist, haben wir für verschie­dene Vergütungsmodelle quantitative Analysen durchgeführt. Hier hat sich deutlich ergeben, dass für Ver­braucher, die regelmäßig eher kleine Summen sparen (die also im Rahmen der EU-Kleinanlegerstrategie besondere Beachtung erhalten müssten) provisionsbasierte Modelle meist kostengünstiger sind als Honorarmodelle. [mehr]

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